Nach wie vor leben wir in einer patriarchalischen Gesellschaft, in denen Männer gewisse Privilegien genießen, auch wenn das mittlerweile subtiler geschieht als noch vor wenigen Jahrzehnten. Nur logisch, dass die Sprache da auch männlich ist. Im Deutschen gibt es eine feminine und eine maskuline Form. Spricht man von mehreren Individuen unterschiedlicher Geschlechter, nutzt man die maskuline Form. Eine gendergerechte Sprache hingegen möchte explizit auch die Frauen ansprechen, wenn Frauen gemeint sind, also nicht nur die „Kunden“, sondern auch die „Kundinnen“. Kunden zu gendern soll für mehr Gleichberechtigung sorgen.
Kunden gendern: Das Problem mit der Lesbarkeit
So schön das Gendern in der Theorie auch klingt, in der Praxis führt es schnell zu Problemen mit der Lesbarkeit. Ob ich nun KundInnen, Kund*innen oder Kund(inn)en anspreche – das Auge stört sich daran und der Lesefluss wird gestört. Was also tun, wenn man Kunden gendern möchte? Politisch korrekt bleiben oder leserfreundlich schreiben? Werfen wir zunächst einen Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten.
Optionen zur gendergerechten Formulierung
Wer gendergerecht formulieren möchte, hat die Qual der Wahl. Eine Übersicht, um Kunden zu gendern:
- Sternchen, Unterstrich, Klammern oder Punkt: Es wird durch unterschiedliche Satzzeichen klargemacht, dass Männer und Frauen gleichermaßen gemeint sind, wie „Kund*innen“, „Kund.innen“, „Kund_innen“ oder „Kund(inn)en“.
- Schrägstrich: Mit einem Schrägstrich werden beide Formen vereint, wie „Kund/innen“.
- Binnen-I: Das „I“, welches die feminine Form anzeigt, wird innerhalb des Wortes großgeschrieben, wie „KundInnen“.
- Paarformen: Hier werden beide Formen hintereinander verwendet, also „Kundinnen und Kunden“.
- Neutrale Formulierungen: Im Deutschen gibt es für viele Nomen geschlechtsneutrale Wörter, mit denen sich das Genderproblem umgehen lässt, etwa „Kundschaft“ oder „Studierende“.
- Fußnote: Eine Lösung, die häufig bei längeren Texten oder in Büchern zu finden ist. Es wird stets die grammatikalisch richtige, sprich maskuline Form verwendet. In einer Fußnote oder Anmerkung zu Beginn des Textes erfolgt jedoch der Hinweis, dass damit auch stets weibliche Personen gemeint sind.
Was ist also die ideale Lösung um Kunden zu gendern?
Obige Beispiele zeigen bereits, dass es nicht einfach ist, in Bezug auf das Geschlecht richtig zu formulieren und die Kunden zu gendern. Wendet man eine Form wie „Kund*innen“ konsequent an, leidet die Leserlichkeit des Textes, zumal dann auch noch Formulierungen wie „sein/ihr“ usw. hinzukommen. Wer jedoch nicht gendert, kann schnell in die Kritik geraten, unsensibel oder gar feindlich gegenüber der Gleichberechtigung eingestellt zu sein. Das ist besonders im Kundenkontakt heikel und sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Es gibt erfreulicherweise einige Möglichkeiten, das Thema elegant anzugehen, um seine Kunden zu gendern.
Zielgruppengerechte Ansprache
Zunächst ist es wichtig, die eigene Zielgruppe und deren Erwartungen genau zu kennen. Denn ob eine gendergerechte Ansprache angebracht ist, hängt vor allem von den Erwartungen der Zielgruppe ab. Ein Barbershop spricht in der Regel genauso wenig weibliche Kunden an, wie ein Kosmetikstudio männliche Kunden anspricht. Gibt es im Kosmetikstudio ein Angebot, das sich speziell an Männer richtet, können in dem entsprechenden Text gezielt Männer angesprochen werden. Die restlichen Texte können sich dann eindeutig an Frauen richten. Bei einer gemischten Zielgruppe ist es eher sinnvoll, die Kunden zu gendern. Aber auch da sollte auf eine Ausdrucksweise geachtet werden, die zur Zielgruppe passt.
Kollektivbezeichnungen nutzen
Am einfachsten lassen sich Kollektivbezeichnungen nutzen, wenn es um das eigene Team geht. Statt von „unseren Mitarbeiter*innen“ zu sprechen, verwendet man „wir“ oder „unser Team“.
Kunden gendern: Persönlich und neutral formulieren
Indem Menschen direkt angesprochen werden, lässt sich das Genderproblem elegant umgehen, etwa: „Bei uns findest du genau was du suchst“, statt „Bei uns finden Kund*innen genau was sie suchen.“ Auch diese Punkte gilt es zu beachten, wenn man Kunden gendern möchte.
Auf Einheitlichkeit achten
Wichtig ist vor allem, sich einmal für eine Variante des Genderns zu entscheiden und diese im gesamten Text konsequent beizubehalten. Zwischen den Formen hin und herzuspringen, macht den Text unübersichtlich und schwer lesbar. Wird im ersten Absatz etwa die Ansprache „Kundinnen und Kunden“ genutzt, sollte man dabei bleiben und nicht im nächsten Absatz von „Kund*innen“ sprechen“.