IKW-Jugendstudie zu TikTok: Wenn Abschalten keine Option ist

© Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW)
Die Jugendlichen wissen eigentlich ganz genau, was sie tun, wenn sie stundenlang auf TikTok unterwegs sind. Kritisch merken sie selbst an, durch ständiges TikTok-Schauen zu “verblöden und abhängig” zu werden. Doch konsequent abzuschalten, schaffen nur die wenigsten. Viele führen eher eine Art “On-off-Beziehung”. Immer wieder löschen sie die App – nur um nach kurzer Zeit wieder auf die Plattform zurückzukehren.

70 Prozent der in der IKW-Studie* “TikTok ungeschminkt” befragten Jugendlichen empfinden, dass TikTok wegen ständiger Dopaminausschüttungen süchtig macht. 69 Prozent sehen ihre Konzentrationsfähigkeit gefährdet und 61 Prozent geben zu, dass sie nichts von dem verarbeiten können, was sie auf TikTok sehen. Die Bilderflut, der die Jugendlichen auf der Plattform ausgesetzt sind, ist riesig. Kurze, nur wenige Sekunden dauernde Videos werden teilweise über Stunden konsumiert. 78 Prozent der Jugendlichen verbringen zwischen einer und drei Stunden pro Tag auf TikTok, mehr als 20 Prozent bis zu zehn Stunden täglich.

Zwischen Suchen und Sucht

Doch was hindert die jungen Menschen daran, TikTok einfach mal abzuschalten? Die Jugendlichen selbst sagen, es ist die Angst, etwas zu verpassen. Freunde könnten möglicherweise schon einen neuen Trend kennen, man selbst jedoch noch nicht. Im schlimmsten Fall könnte es passieren, dass man einer bestimmten angesagten Community nicht mehr angehört. Und so nutzen die Jugendlichen TikTok immer weiter.

Generell konnten in der Studie zwei psychische Verfassungen festgestellt werden. In der einen Verfassung nutzen die Jugendlichen TikTok aktiv und bewusst zum Suchen von Informationen – die Suchfunktion der Plattform wird auch als “Google” bezeichnet. Gesucht werden beispielsweise Restaurants oder Produkte genauso wie Begriffserklärungen. Auch Nachrichten werden von vielen nur über TikTok geschaut. Im Vergleich zu Instagram gilt TikTok hierbei insgesamt als glaubwürdiger, da auch Videos unbekannter Nutzerinnen und Nutzer mit nur wenigen Followern ausgespielt werden. Das wirkt authentischer. 43 Prozent nutzen TikTok als Suchmaschine und genauso viele nutzen die Plattform, um sich zu informieren. In dieser aktiven Verfassung dient TikTok dementsprechend als Realitätscheck, der den Jugendlichen Halt und Kontrolle gibt.

Die zweite Verfassung ähnelt einem Tagtraum und ist eigentlich als Entspannung gedacht. Allerdings folgen die Nutzerinnen und Nutzer hier nicht ihren eigenen Tagträumen. Sie schauen vielmehr fremdbestimmten Träumen in Form von Videos zu. Am Ende des Tages waren es häufig so viele, dass sich die Jugendlichen kaum an das Gesehene erinnern können. 77 Prozent sagen, dass sie auf TikTok die Zeit vergessen und dort hängen bleiben. Zufrieden macht es die Jugendlichen aber nicht. 69 Prozent fühlen sich nach einem langen TikTok-Besuch eher schlecht. Sie merken, dass sie die Kontrolle über ihre Zeit verlieren und sich Themen widmen, die sie selbst nicht beeinflussen können.

Beide Verfassungen übernehmen aus Sicht der Jugendlichen wichtige Funktionen. Hierbei konnte die Studie 6 zentrale Funktionen aufdecken, die für die Mädchen und Jungen relevant sind. Bei der eher aktivischen Suchverfassung möchten die Jugendlichen Potenziale für sich erschließen und Chancen nutzen sowie Abkürzungen und Strukturierungen für den Alltag finden. Zu nennen sind hier beispielsweise Empfehlungen zu Themen wie Fitness und Mindset-Coachings oder Koch- und DIY-Tipps. 55 Prozent schätzen, dass TikTok ihnen Tipps gibt, um Dinge im Alltag besser oder schneller zu erledigen. Außerdem sehen die jungen Erwachsenen die Möglichkeit, selbst zum Trendsetter zu werden – auch wenn sie meistens nur TikToks anderer wiederveröffentlichen. In der passivischen Tagtraum-Verfassung wünschen sie sich hingegen, an eine Gemeinschaft anzudocken oder Trends zu Themen wie Reisen, Autos, Fußball oder Kosmetik zu entdecken. 68 Prozent glauben, dass Trends zuerst auf TikTok sind und später auf anderen Plattformen. Die sogenannte “For You Page” sorgt dafür, dass der Videostrom nie abreist.

TikTok und Kosmetik

Viele der Produktempfehlungen für Kosmetik finden über TikTok statt. In diesem Bereich funktioniert TikTok als echter Faktencheck, der Orientierung im unübersichtlichen Produktangebot gibt. Das liegt vor allem auch daran, dass viele der Jugendlichen der Plattform und den dort gegebenen Anwendungsempfehlungen vertrauen. 44 Prozent sagen, dass sie die Produktempfehlungen, die sie auf TikTok erhalten, schätzen. 33 Prozent sehen das auch bei Empfehlungen zu Kosmetik und Schönheitspflege so. Insbesondere Beauty-Routinen versprechen hierbei Halt im Alltag. Denn Step-by-Step-Anleitungen, die genau einzuhalten sind, sorgen für ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit bereits kurz nach dem Aufstehen. 32 Prozent der Jugendlichen sagen, dass ihnen Beauty-Routinen zur Hautreinigung und -pflege wichtig sind. Und wer sich die teuren Produkte nicht leisten kann, setzt auf Empfehlungen zu Dupes. Das sind günstige Kosmetikprodukte, die riechen oder wirken, wie teure Markenprodukte.

Birgit Huber, Bereichsleiterin des Kompetenzpartners Schönheitspflege im IKW: “Bereits mit “Insta ungeschminkt” konnten wir belegen, wie Instagram das Denken und Fühlen der Jugendlichen beeinflusst. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Nutzung von TikTok von noch größerer Abhängigkeit geprägt ist. Auch wenn die Plattform den gefühlten Kontrollverlust in vielen Bereichen verstärkt: Im Bereich Kosmetik geben Empfehlungen zu Beauty-Routinen den Jugendlichen Halt. Sie strukturieren den Alltag und vermitteln ein Gefühl von Sicherheit.”

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