In vier DAX-Aufsichtsräten sind nun Frauen in der Mehrheit (Vonovia, Beiersdorf, Hannover Rück, Zalando), bei drei weiteren Unternehmen ist die Parität (50% Frauen) erreicht (Bayer, Commerzbank, Covestro). In 25 von 40 DAX-Unternehmen liegt der Frauenanteil bei oder über 40%. Nur bei Porsche SE liegt der Anteil noch unter 30%, dem Wert, der seit dem Führungspositionengesetz FüPoG I aus dem Jahr 2016 für paritätisch mitbestimmte Unternehmen (was bei Porsche SE nicht der Fall) gefordert ist.
«Mit dem Überschreiten der 40%-Marke ist ein Meilenstein in der gleichberechtigen Teilhabe von Frauen bei der Kontrolle der größten deutschen Unternehmen erreicht – ein großer Fortschritt mit Signalwirkung für das Top-Management und für Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft allgemein. Noch 2010 waren Aufsichtsräte eine fast reine Männerdomäne. Jetzt rückt die Parität bei immer mehr Unternehmen in greifbare Nähe. Die Aufsichtsräte sind nun gefordert, dafür zu sorgen, dass sich diese Entwicklung bei ihren Vorständen und oberen Führungsebenen ebenfalls verstetigt und der Anteil von Frauen dort nachzieht», sagt Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board & CEO Practice von Russell Reynolds Associates.
Frankreich liegt mit rund 46% Frauenanteil an der Spitze in Europa
Trotz der gestiegenen Anzahl von Frauen in Aufsichtsräten, bleibt ihnen der Zugang zur Macht in Form von Vorsitzen, den ‘Positions of Power’, häufig verwehrt. Der Frauenanteil bei Aufsichtsrats- oder Ausschussvorsitzen hinkt um bis zu 14 Jahre hinter der Gesamtentwicklung des Frauenanteils hinterher. So sind nur zwei von 40 Aufsichtsratsvorsitzen (5%) von Frauen besetzt (Henkel, Vonovia). Lediglich 20% der Ausschüsse haben eine Frau als Vorsitzende. Nur ein Viertel der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden ist weiblich.
«Bei der Machtverteilung innerhalb der Aufsichtsräte gibt es noch Aufholbedarf. Der Frauenanteil bei Vorsitzen hinkt um Jahre der allgemeinen Entwicklung hinterher. Das zu ändern ist die nächste große personelle Herausforderung für die DAX-Aufsichtsräte. Erst wenn auch der Einfluss gleich verteilt ist, kann man von wirklich gleichberechtigen Aufsichtsgremien und Chancengleichheit sprechen», so Dr. Thomas Tomkos, Leiter der Deutschen Board & CEO Practice von Russell Reynolds Associates.
Trotz des Sprungs über die 40%-Schwelle bleibt der DAX40 im internationalen Vergleich im Mittelfeld. In anderen Ländern hat der Frauenanteil in den entsprechenden Aufsichtsgremien ebenfalls zugenommen. Frankreich liegt mit rund 46% Frauenanteil an der Spitze in Europa, gefolgt von Norwegen, Italien, UK, Dänemark und den Niederlanden. Deutschland steht in siebter Stelle vor Spanien, Finnland, Schweden und der Schweiz.
Durchschnittliche Aufsichtsratsvergütung steigt
18 der 22 neu in DAX-Aufsichtsräte gewählten Frauen sind deutsche Staatsbürgerinnen (82%). Bei den neu gewählten Männern haben 79% einen deutschen Pass. Insgesamt ist der Ausländeranteil das zweite Jahr in Folge zurückgegangen auf nun 34%.
In der Hälfte der DAX-Aufsichtsgremien sitzen mittlerweile Experten und Expertinnen für Nachhaltigkeit. Drei Viertel dieser Positionen sind von Frauen besetzt.
Die durchschnittliche Aufsichtsratsvergütung betrug für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 rund 200.000 Euro, 7% mehr als im Vorjahr und knapp 9% mehr als 2021.
Die Analyse zur Entwicklung der DAX-Aufsichtsgremien führt Russell Reynolds Associates seit 14 Jahren jährlich durch und hat damit den Referenzstandard für die Zusammensetzung von Aufsichtsräten in Deutschland etabliert.