Wenn sich eine Scheidung nicht mehr vermeiden lässt, wollen viele Paare die Trennung auf friedliche Weise angehen. Doch dem stehen oft die Emotionen und auch handfeste Interessen entgegen. Es geht um die Vermögensaufteilung, Unterhaltszahlungen, das Sorgerecht und das Umgangsrecht mit den Kindern. Eine vernünftige Lösung, die allen Seiten gerecht wird, ist häufig nur schwer zu erreichen, weil Wut, Enttäuschung und Verletzung eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich machen. Misstrauen prägt dann häufig die Kommunikation, und Missverständnisse lassen sich kaum noch ausräumen. Zudem hat mindestens einer der Partner das Gefühl, dass er am Ende benachteiligt sein wird. „Eine Scheidung ist meist eine emotionale Achterbahnfahrt, doch es wird nun einmal nicht besser, wenn der Konflikt eskaliert und sich rechtliche Schritte nicht mehr umgehen lassen“, sagt Rechtsanwältin Sonja Neitzel.
„Denn dann können sich die Verfahren schlimmstenfalls sogar über Jahre hinziehen – was die Situation zusätzlich erschwert. Dazu kommt, dass sich bei einem heftigen gerichtlichen Streit bald das Jugendamt einschaltet und dann die Frage entsteht, ob die Eltern überhaupt noch erziehungsfähig sind.“
„Das Problem ist, dass viele Rechtsanwälte den Konflikt noch verschärfen, weil sie bewusst oder unbewusst auf Konfrontation setzen. Wer eine friedliche Lösung anstrebt, braucht daher einen Anwalt, der deeskalierend wirkt und um einen fairen Ausgleich bemüht ist“, fügt Sonja Neitzel hinzu. Die Rechtsanwältin hat sich nach ihrem Studium in Tübingen, dem Referendariat am Stuttgarter Landgericht und ihrer Tätigkeit für eine Kanzlei dazu entschieden, eigene Wege zu gehen, um ihre Vorstellungen von rechtlichem Beistand umzusetzen. Mit ihrer im baden-württembergischen Gärtringen sitzenden Kanzlei, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt im Familienrecht und Erbrecht hat, möchte Sonja Neitzel erreichen, dass die Bewohner der ländlichen Region leichter rechtliches Gehör finden. Dabei konzentriert sie sich im Besonderen auf die einvernehmliche Scheidung, die zu schnelleren Verfahren führt und negative Auswirkungen auf die Kinder vermeidet.
Rechtsanwältin Sonja Neitzel bei uns im Interview!
Herzlich willkommen im BusinessWoman, Sonja Neitzel. Wie kam es dazu, dass du dich als Rechtsanwältin auf einvernehmliche Scheidungen spezialisiert hast?
Ich dachte eigentlich schon immer, dass ein guter Anwalt die Streitigkeiten seiner Mandanten nicht anheizt und eine Scheidung kein Boxkampf sein muss. Viele meiner Kollegen halten mich deswegen für naiv und manche glauben sogar, dass ich es mir besonders einfach machen möchte. Das eine bin ich ganz sicher nicht und beim anderen ist das Gegenteil der Fall. Eine einvernehmliche Scheidung ist nicht unbedingt leicht, aber immer sinnvoll. In erster Linie denken wir dabei natürlich an die Kinder. Ich lebe und arbeite im ländlichen Raum in einer eher konservativen Region und da sind Kinder beinahe zwangsläufig im Spiel. Wenn wir ihnen in der schwierigen Zeit der Scheidung ein wenig mehr Sicherheit und Stabilität geben wollen, müssen wir anhaltende Konflikte vermeiden. Darüber hinaus ist eine einvernehmliche Scheidung auch für die Partner weniger emotional belastend. Sie kann zudem häufig schneller und kostengünstiger durchgeführt werden, weil es keine gerichtlichen Auseinandersetzungen gibt.

Einvernehmlich bedeutet dabei im Übrigen nicht, dass von Anfang an vollkommene Einigkeit bestehen muss. Es geht vielmehr darum, dass beide Parteien die Scheidung wollen und einen friedlichen Weg der Trennung vorziehen. Zu Beginn wird es in der Regel unterschiedliche Meinungen geben und es kochen in manchen Momenten auch wieder die Emotionen hoch. Doch wir befinden uns auf einem Weg, der zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung führt, die den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Vorgaben des Richters entspricht. Es dreht sich im Kern darum, so viel wie möglich außerhalb des Gerichts zu erledigen.
“Eine Scheidung erfordert sehr viel an Fachwissen”
Brauchen die Partner eigentlich unbedingt einen Rechtsanwalt, wenn sie sich auf eine einvernehmliche Scheidung verständigt haben?
Viele Mandanten wünschen sich eine schnelle Scheidung und sie würden in manchen Fällen auch gern auf einen Rechtsanwalt verzichten. Dem stehen allerdings zwei entscheidende Punkte entgegen: Zum einen haben wir in Deutschland das gesetzlich vorgeschriebene Trennungsjahr, das sich nicht umgehen lässt. Zum anderen besteht bei einer Scheidung Anwaltszwang, was bedeutet, dass der Scheidungsantrag nur durch einen Anwalt eingereicht werden kann. Während das Trennungsjahr den Ehepartnern die Möglichkeit geben soll, ihre Entscheidung in Ruhe zu überdenken, dient der Anwaltszwang vor allem dazu, dass alle rechtlichen Aspekte zum Schutz der Parteien korrekt berücksichtigt werden. Eine Scheidung erfordert eben auch sehr viel an Fachwissen, wenn es beispielsweise um die genaue Berechnung von Unterhalt, Zugewinnausgleich und Rentenpunkten geht. Über den Nutzen des Trennungsjahres mag es unterschiedliche Ansichten geben, der Anwaltszwang ist dagegen zweifellos eine sinnvolle Regelung.
Ausgleich und Kompromiss: Sonja Neitzel behält die Interessen aller Beteiligten im Blick
Sonja Neitzel, kommen die Mandanten in der Regel als Paar zu dir, wenn sie sich auf eine einvernehmliche Scheidung geeinigt haben?
Es kommt tatsächlich immer wieder vor, dass meine Mandanten als Paar auf mich zukommen. Klar sollte aber an dieser Stelle sein, dass ich nur einen Ehepartner vertreten kann – ansonsten würde es zu einem Interessenkonflikt kommen, den ich schon allein aufgrund meiner Berufsethik vermeiden muss. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht beide Parteien im Blick behalten kann – allerdings nur, wenn das seitens beider Parteien ausdrücklich gewünscht ist. Schließlich geht es bei einer einvernehmlichen Scheidung vor allem um Ausgleich und Kompromissfähigkeit. Der Partner, der nicht unser Mandant ist, wird von uns daher im Einvernehmen beider Parteien über alle rechtlich relevanten Vorgänge umfassend informiert.

Zum Ablauf der Scheidung
Was sollten deine Mandanten über den Ablauf der Scheidung wissen?
Sie müssen im Grunde gar nichts wissen, sondern erhalten bei einer ersten Beratung alle entscheidenden Informationen. Als Kanzlei verfolgen wir einen systematischen Ansatz, der für die nötige Effizienz sorgt. Wir haben klare Prozesse und Strukturen, die es allen Beteiligten einfach machen und einen reibungslosen Ablauf ermöglichen. Wichtig ist uns dabei beispielsweise, dass wir den Versorgungsausgleichsbogen und die Kontenklärung für die Rentenpunkte frühzeitig angehen, sodass sich später keine Verzögerungen ergeben. Damit können wir den gesamten Scheidungsprozess erheblich beschleunigen. Zudem gehen wir äußerst schonend mit der Zeit unserer Mandanten um. Im Idealfall kann eine Scheidung durchaus mit zwei Zusammenkünften auskommen: einer Beratung am Anfang und dem Gerichtstermin. In der Zwischenzeit fordern wir die nötigen Informationen an und erledigen unsere Arbeit.
Das klingt beinahe nach einem technischen Verfahren. Muss eine Rechtsanwältin in einem Scheidungsprozess nicht auch die Gefühle ihrer Mandanten einbeziehen?
Es geht um eine Balance zwischen Einfühlungsvermögen und sachlicher Herangehensweise. Natürlich wird es oft sehr emotional, weil die Trennung noch nicht verarbeitet ist und zudem meist Zukunftsängste bestehen. Auch wenn eine friedliche Lösung grundsätzlich gewünscht ist, brechen eben manchmal die Dämme. Einfühlsam zu sein heißt aber nicht, sich auf das Drama einzulassen. Als Rechtsanwältin brauche ich eine gewisse professionelle Distanz. Ich bin in der ganzen Geschichte der Anker, der das Schiff an der Stelle hält, wenn ein Sturm aufkommt.
“Mein Ziel ist es, die Streitpunkte zwischen den Parteien zu klären und eine einvernehmliche Lösung zu finden.”
Ich kann nachvollziehen, dass ein Partner dem anderen wehtun möchte, weil ihm selbst wehgetan wurde. Nur bringt uns das keinen Schritt voran. Es führt im Gegenteil zu einer Konfliktspirale, unter der alle Beteiligten leiden – und im Besonderen eben die Kinder. In dieser Situation muss es jemanden geben, der Ruhe bewahrt und immer wieder auf die drohenden Auswirkungen auf das Verfahren hinweist.

Rechtliches Gehör finden: Sonja Neitzel hilft den Menschen im ländlichen Raum
Wie bist du Rechtsanwältin geworden? Wir würden gerne etwas über deinen Werdegang erfahren.
Ich habe in Tübingen Jura studiert und im Anschluss mein Referendariat am Landgericht Stuttgart absolviert. Meine erste Stelle hatte ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Landtag. Dort habe ich die Abgeordneten bei der Erstellung von Gesetzesentwürfen und politischen Analysen unterstützt. Für kurze Zeit war ich dann für eine Kanzlei mit zehn Anwälten tätig, die mir durchaus ein gutes Umfeld bot, es mir aber nicht ermöglichte, meine eigenen Vorstellungen in vollem Umfang einzubringen. Aus diesem Grund habe ich mich selbstständig gemacht, eine Kanzlei in Herrenberg übernommen und sie so strukturiert, dass sie meinen Zielen entsprach. Es folgte schließlich der Umzug nach Gärtringen, von wo aus ich bis heute meinen Mandanten in der Region als Rechtsanwältin mit dem Schwerpunkt Familien- und Erbrecht zur Seite stehe.
Die einvernehmliche Scheidung liegt mir am Herzen, weil ich zeigen möchte, dass sich die Probleme auch ohne gerichtliche Auseinandersetzungen regeln lassen. Wichtig ist mir außerdem, dass ich hier im ländlichen Raum tätig bin, wo es immer weniger Anwälte gibt, die den Menschen rechtliches Gehör verschaffen.
Buche jetzt ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch mit Sonja Neitzel