Historische Frauenpower: Durch Eigeninitiative zum Erfolg

Frauenpower

Im dritten und letzten Teil unserer Reihe über berühmte Frauen der jüngeren Geschichte porträtieren wir drei Vertreterinnen, die ganz einfach selbst aktiv geworden sind und Frauenpower bewiesen haben. Durch ihr beherztes Handeln haben sie den Lauf der Dinge positiv beeinflusst bzw. überhaupt erst ins Rollen gebracht.

Frauenpower: Bertha Benz (1849-1944)

Im Fall der Erstplatzierten darfst du diese Aussage sogar wörtlich nehmen. Denn ohne ihr Zutun wäre das Automobil vielleicht nie so berühmt geworden. Bertha Benz unterstützte die Arbeit an dem Gefährt nicht nur finanziell und moralisch, sondern auch tatkräftig. Zunächst sorgte sie mit Frauenpower dafür, dass ihr Ehemann seine Firma aufrecht halten konnte, die sich von einer Eisengießerei zur Produktionsstätte für Blechbearbeitungs-Maschinen wandelte.

Hier tüftelte Carl Benz fieberhaft an einem selbstbeweglichen Fahrzeug, das er am 29. Januar 1886 zum Patent anmeldete. Von offizieller Seite erntete er dafür nur Spott. Zeitungen sagten der „Motorkutsche“ eine auffallend kurze Karriere voraus – falls es überhaupt jemand wagen würde, hineinzusteigen. Doch noch während der Erfinder sich mühte, den Nutzen des Automobils zu preisen, fuhr seine Frau einfach los.

An einem schönen Augusttag des Jahres 1888 rumpelte sie ohne das Wissen ihres Mannes von Frankfurt nach Pforzheim. Unterwegs ging ihr der Treibstoff aus und ein Kabel kaputt; doch davon ließ sich Bertha Benz nicht bremsen. Bei einer Apotheke am Wegesrand füllte sie Reinigungsmittel in den Tank und umwickelte mit Frauenpower die bloß liegenden Drähte der Auto-Elektrik mit ihrem Strumpfband.

Die erfolgreich absolvierte Fernfahrt machte Benz’ Erfindung schlagartig beliebt – und Bertha zu einer glühend verehrten Pionierin der Branche. Ihre Leistung und Frauenpower wurde durch die Einweihung der Bertha Benz Memorial Route geehrt, auf der in regelmäßigen Abständen eine Parade historischer Fahrzeuge stattfindet. Auch der hilfreiche Apotheker kam zu Ruhm: Sein Geschäft durfte sich als erste Tankstelle der Welt feiern lassen. Diesen Titel trägt das Gebäude in Wiesloch bis heute.

Melitta Bentz (1873-1950)

Auch die zweite Business-Woman unseres heutigen Rankings überlegte nicht lange, sondern handelte einfach ganz unter dem Motto Frauenpower: Weil sich Melitta Bentz immer wieder am Bodensatz in ihrer Kaffeetasse störte, griff sie sich eine alte Blechdose, durchlöchert deren Boden und bedeckte ihn mit passend geschnittenem Löschpapier aus einem Schulheft ihres Sohnes – fertig war der weltweit erste Kaffeefilter!

Das Kaiserliche Patentamt zu Berlin erteilte Melitta Bentz am 20. Juni 1908 den Gebrauchsmusterschutz für die Erfindung; für die Vermarktung ihrer Idee aber sorgte sie selbst: Mit nur wenig mehr als 70 Reichspfennigen Startkapital meldete die tatkräftige Frau im heimatlichen Dresden ein “kaufmännisches Agentur- und Kommissionsgeschäft” an. Dass es sich dabei um ein winziges Zimmer der familiären Fünfraum-Wohnung handelte, verschwieg sie.

Trotz der beengten Verhältnisse florierte das Unternehmen von Anfang an – denn Melitta Bentz spannte nicht nur Mann und Kinder ein, sondern entwickelte auch innovative Werbe-Methoden: Während die Söhne das nunmehr begehrte Filterpapier persönlich an die Kunden auslieferten, führte Gatte Hugo die Handhabung bei öffentlichen Aktionen vor.

Auch Melitta selbst blieb nicht untätig und handelte weiter getreu dem Motto Frauenpower: Sie bat ihre Freundinnen regelmäßig zu Kaffeekränzchen – um sie bei dieser Gelegenheit vom „vollendeten Genuss“ des gefilterten Heißgetränks zu überzeugen. Mit Erfolg! Schon 1911 verliehen die Internationale Hygieneausstellung und der Sächsische Gastwirte-Verein dem praktischen Papierchen Gold- und Silbermedaillen.

Das von Melitta Bentz gegründete Unternehmen existiert noch heute. Es hat sich zu einer großen Gesellschaft gemausert, die über 4.500 Menschen Arbeit bietet. Im Hinterzimmer der Dresdner Wohnung agiert es längst nicht mehr, denn die Familie siedelte bereits während der 1920er-Jahre in leerstehende Fabrik-Gebäude bei Minden um.

Mary Phelps Jacob (1891-1970): Pure Frauenpower

Ganz so erfolgreich war die Dritte im Bunde nicht. Das von ihr entwickelte Produkt feierte zwar einen weltweiten Siegeszug; den Ruhm dafür heimsten jedoch andere ein. Zudem wurde der von Jacob lancierte Büstenhalter durch eine große Krise befördert. Doch betrachten wir die Ereignisse der Reihe nach:

Zunächst störte sich die junge Frau daran, dass sich die ihrerzeit üblichen Korsetts unter dem feinen Stoff von Abendkleidern abzeichneten. Sie bewies Frauenpower und griff kurzentschlossen zum Nähzeug und fertigte einen leichten, flexiblen Ersatz aus Seidentüchern und Bändern. Diesen sogenannten BH meldete sie noch im Jahr der Erfindung zum Patent an und begann, die danach gefertigten Modelle in einem eigens dafür eröffneten Geschäft zu verkaufen.

Die Erlöse entsprachen jedoch nicht der anfänglichen Begeisterung, sodass Mary Phelps Jacob die Rechte an der Herstellung von BHs einem renommierte Unternehmen anbot. Die Warners Brothers Corset Company aus Bridgeport erwarb das Patent für unglaublich scheinende 1.500 US-Dollar. Dass es sich zum Verkaufs-Schlager entwickeln würde, ahnte damals noch niemand.

Doch als im Ersten Weltkrieg sämtliche Materialien knapp wurden, machte sich die Investition des großen Dessous-Herstellers bezahlt. Um Stoff zu sparen, forderte der politische Berater Bernard Baruch die US-Bürgerinnen auf, statt Korsetts BHs zu kaufen – und trieb den Absatz des Wäschestücks damit in schwindelerregende Höhen.

Der Rest ist buchstäblich Geschichte, denn Büstenhalter sind aus dem Textil-Sortiment kaum mehr wegzudenken. Mary Phelps Jacob profitierte von ihrer bewiesenen Frauenpower allerdings nur wenig. Sie heiratete zweimal und verlegte sich auf’s Verfassen von Gedichten. Nach dem Selbstmord ihres letzten Gatten übernahm sie das gemeinsame Verlagsgeschäft, leitete eine Kunstgalerie und gründete eine Literaturzeitschrift und veranschaulichte erneut ihre Frauenpower.

Unsere zuvor erschienene Portraitreihe berühmter Frauen der Geschichte findest Du hier den ersten und hier den zweiten Teil.

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