Die Zukunft ist weiblich: Wieso wir mehr Start-ups von Frauen brauchen

Eigentlich ist es ein Unding, dass wir überhaupt noch darüber reden müssen, aber erfolgreiches Unternehmertum scheint immer noch eine Frage des Geschlechts zu sein. Der Deutsche Start-up Monitor hat ermittelt, dass nur 17,7 % aller Start-ups, die 2021 an den Markt gingen, von Frauen gegründet wurden. 

Was klingt wie eine Zahl aus dem Wirtschaftswunder der 1950er Jahre, ist aber leider immer noch Realität. Von einem Arbeitsmarkt, auf dem Chancengleichheit nicht nur ein Wort ist, scheinen wir alle noch weit entfernt zu sein. Aber wieso herrscht in der Gründerszene immer noch dieses Ungleichgewicht?

Start-ups und Rollenmodelle: Was hält Frauen vom Gründen ab?

Lea-Sophie Cramer, die als Gründerin des Sexshops Amorelie eine inspirierende Erfolgsgeschichte geschrieben hat, vermutet, dass vielen Frauen der Mut zur Gründung fehlt, weil sie nicht auf die starken Netzwerke bauen können, über die Männer verfügen. Chanyu Xu, die mit Her1 ein Unternehmen gegründet hat, das erfolgreich Nahrungsergänzungsmittel für Frauen vertreibt, sieht noch ein anderes Problem: Viele Investoren sind Männer. Frauen, die sich mit ihren Ideen und Produkten an eine weibliche Zielgruppe wenden, haben es doppelt schwer, diese männlichen Investoren für ihr Start-up zu begeistern. 

Manche Männer investieren eben immer noch gern in Männer, Frauen im Business werden oft noch belächelt. Ganz besonders unternehmerisch denkende Frauen bekommen das zu spüren: Sie werden als »Zuverdiener« betrachtet, die sich ein bisschen selbst verwirklichen, während ihr Mann das »richtige« Geld verdient. Kein Wunder, dass viele junge Frauen davor zurückschrecken, sich mit solchen Vorurteilen konfrontiert zu sehen. Trotzdem gibt es immer mehr Gründerinnen, die mit ihrem Start-up erfolgreich durchstarten. Frei nach dem Motto: Jetzt erst recht!

Erfolgsgeschichten: So werden Gründerinnen zu Idolen

Vielen Frauen fehlen Vorbilder, die mit ihrer Gründung erfolgreich waren. In den letzten Jahren sind aber einige weibliche Start-ups auf der Bildfläche erschienen, die anderen Frauen Mut machen, ihr Arbeitsleben selbst in die Hand zu nehmen und aktiv zu gestalten.

Die Gründerinnen Julia Bösch und Anna Alex hatten 2012 die Idee, einen Personal Shopping Service für Männer anzubieten. Seitdem haben die zwei mutigen Frauen Investitionsgelder in zweistelliger Millionenhöhe gesammelt und ihr Unternehmen »Outfittery« zum Marktführer in Europa ausgebaut. Männliche Kunden können mit einem Stylisten telefonieren und erhalten danach ein individuell zusammengestelltes Kleidungspaket mit der Post – kein Shopping, keine Frustkäufe, keine Hemden mehr, die sich mit der Krawatte beißen. Mit diesem Konzept hatten die Gründerinnen definitiv die richtige Idee zur richtigen Zeit!

Sara Wolf und Milena Glimbovski nahmen ihr Glück und den Umweltschutz 2014 einfach selbst in die Hand. Mit einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne sammelten sie das Startkapital, um den Original Unverpackt Supermarkt zu gründen. Milena Glimbovski wurde 2018 als Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet, weil sie viele Menschen inspiriert hat, Müll zu vermeiden. Inzwischen sind viele weitere Unverpackt-Läden nach diesem Vorbild entstanden, viele davon wurden ebenfalls von Frauen durch eine Crowdfunding-Kampagne realisiert.

Auch Erfolg und soziales Engagement passen gut zusammen. Mareike Geiling ist Mitbegründerin einer gemeinnützigen Organisation, die mit dem Online-Portal »Zusammenleben Willkommen« Flüchtlinge und Wohnraumgebende zusammenbringt. So können Menschen, die ein Zimmer zu vergeben haben, Mitbewohner finden, die aus anderen Ländern hierher flüchten mussten. Durch das persönliche Kennenlernen werden Grenzen in den Köpfen abgebaut und internationale Freundschaften ermöglicht.

Wieso braucht die Berufswelt dringend weibliche Start-ups?

Wir brauchen neue Märkte und ein Umdenken in der Wirtschaft. Problemen wie dem Fachkräftemangel oder übersättigten Marktsegmenten können wir nur begegnen, wenn wir alle von den frischen Ideen mutiger Gründerinnen profitieren. Bei der Gründung von Start-ups geht es nicht allein um die Gründung herkömmlicher Unternehmen, wie einer Reinigungsfirma oder einer Spedition. Start-ups zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit innovativen Ideen neue Märkte erschließen. Ein Start-up handelt nicht nach Schema F, sondern etabliert neue Ideen und verändert die Arbeitswelt. Diese Veränderung kann aber nur durch mehr Diversität und Arbeit auf Augenhöhe entstehen. Statistische Zahlen belegen eindrucksvoll, dass Frauen einen neuen Stil in die Arbeitswelt mitbringen und aktiv für Chancengleichheit sorgen.

Frauen gründen nicht »gegen« Männer, sie gründen mit Männern. Der Female Founders Report belegt, dass die Hälfte aller weiblichen Start-ups gemischte Gründerteams aufstellt. Männer und Frauen arbeiten in diesen Teams gleichberechtigt Seite an Seite. Bei Start-ups von Männern sind dagegen nur 6,7 % der Gründerteams gemischt, in der Regel bleiben die Männer im Business immer noch unter sich. Dadurch verzichten sie natürlich auf »typisch weibliche« Eigenschaften und Perspektiven, die in der Arbeitswelt dringend gebraucht werden. Wenn Frauen gründen, haben alle etwas davon. Denn im Durchschnitt sorgt eine Gründerin für 23 neue Arbeitsplätze – bei männlichen Gründern sind es nur 17. Zusätzlich steigern Frauen in Führungspositionen den Gewinn um 5 bis 20 %. Es gibt also nur gute Gründe für Frauen, sich von ihren weiblichen Vorbildern inspirieren zu lassen und mit innovativen Start-ups die Gesellschaft zu bereichern.

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