Für Arbeitgeber dürfte diese Entwicklung Grund genug sein, sich um die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu kümmern. Denn der Hauptgrund für die Abwanderung liegt darin, dass zahlreiche Unternehmen die Arbeitsbedingungen unzureichend an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer anpassen. Mit einem Feelgood Management lässt sich das ändern, denn damit werden die Faktoren ausgeschaltet, die zur inneren Kündigung führen. Das Konzept für ein Feelgood Management stammt aus den USA und verbreitet sich zunehmend auch in Deutschland.
Was ist Feelgood Management?
Unter Feelgood Management versteht man alle Maßnahmen, die zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Dazu zählen Verbesserungen am Arbeitsplatz und die Unterstützung der Mitarbeiter in zahlreichen Belangen. Das setzt voraus, die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zu kennen und als wichtig zu erachten. Genau das ist in vielen Betrieben bislang nicht der Fall. Deshalb genügt es auch nicht, „irgendwas mit Wellness“ zu initiieren oder einen Kicker hinzustellen, wenn der Schuh in Wahrheit ganz woanders drückt. Hauruckaktionen ohne vorherige Rücksprache können sogar kontraproduktiv sein, denn sie vermitteln den Eindruck, dass die tatsächlichen Probleme damit unter den Tisch gekehrt werden sollen. Was oftmals auch der Fall ist.
Erfolgreiches Feelgood Management beginnt mit dem Gespräch – und zwar mit den Mitarbeitern und nicht über sie. Arbeitgeber sind zwar oft der Ansicht, sie wüssten, wie Betriebsabläufe am besten funktionieren und was für die Leute gut ist. Das ist in vielen Fällen jedoch ein Irrtum. Denn wer an der Basis sitzt und laufend mit der Materie zu tun hat, der kennt die praktischen Umstände viel besser und weiß auch, an welchen Stellen es hakt und wie die Arbeitsabläufe verbessert werden könnten.
Für diese klärenden Gespräche ist eine offene und angstfreie Atmosphäre wichtig. Gute Feelgood Manager vermitteln Vertrauenswürdigkeit und die Sicherheit, dass geäußerte Kritikpunkte nicht zu Nachteilen der Arbeitnehmer führen werden.
Welche Maßnahmen gehören zum Feelgood Management?
Nachdem die Probleme und Bedürfnisse bekannt sind, übt sich der Feelgood Manager in der Kunst, praktikable Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten passen. Das können innerhalb des Feelgood Managements Veränderungen bei der Arbeitszeit sein, etwa die Einführung der Gleitzeit. Auch ein höherer Anteil an Homeoffice löst viele Probleme – vor allem, wenn nicht jedes Mal erneut darüber diskutiert werden muss.
In Sachen Gesundheit empfiehlt sich oftmals die Umstellung auf ergonomische Büromöbel. Und was spricht dagegen, für die Mitarbeiter eine mobile Nackenmassage zu engagieren? Auch Fitnessangebote finden zumeist regen Zuspruch. Entweder als Beteiligung an den Kosten fürs Studio oder durch die Einrichtung eines Fitnessraumes im Betrieb.
Zur Mittagspause wünschen sich viele Mitarbeiter eine leckere, gesunde Verpflegung. Andere legen mehr Wert auf einen Ruheraum oder ein sonniges Plätzchen auf der Dachterrasse. Auch das könnte durch Feelgood Management eingeführt werden.
Vielen Arbeitnehmern bereiten auch private Probleme Sorgen. Etwa die Suche nach einer Wohnung oder einem Kita-Platz. Erhalten sie dabei Unterstützung durch das Feelgood Management, so wirkt sich das mit Sicherheit motivierend aus.
Über Maßnahmen zum Teambuilding außerhalb der Arbeitszeit gehen die Meinungen womöglich auseinander. Bei der Einführung solcher Angebote ist es daher wichtig, die Freiwilligkeit der Teilnahme zu betonen. Gut möglich, dass manchen Mitarbeitern mehr Fortbildungsmöglichkeiten wie Seminare oder Workshops lieber sind – und wieder andere am liebsten alles hätten.
Schon anhand dieser Beispiele zeigt sich, dass Feelgood Management oftmals mit Balance und Kompromissen zu tun hat. Auch die Lösung grundlegender Konflikte erfordert vom Feelgood Manager Fingerspitzengefühl, denn hier gilt es, die Führungsetage auf Defizite hinzuweisen. Es ist sinnvoll, wenn sich die Chefs und Chefinnen schon vor Einführung des Feelgood Management darüber im Klaren sind, dass es an mancher Stelle auch ein wenig weh tun wird. Zumindest bei den ersten, grundsätzlichen Korrekturen.
Diese Ziele verfolgt das Wohlfühl-Management
Unabhängig von den eingeführten Maßnahmen verfolgt das Feelgood Management stets übergeordnete Ziele:
- Mitarbeiterbindung: Je wohler sich das Personal fühlt und je mehr Wertschätzung es erfährt, desto stärker identifiziert es sich mit dem Unternehmen.
- Stressreduzierung: Insbesondere negativer Stress durch ungelöste Konflikte und Über- oder Unterforderung kann zu Burnout und Boreout führen.
- Motivation: Zufriedene Mitarbeiter, die ernst genommen werden und Anerkennung erhalten, sind motiviert und erzielen gute Leistungen.
- Starke Unternehmenskultur: Eine positive Unternehmenskultur erhöht die interne Produktivität, zieht Talente an und schafft ein positives Unternehmensimage.
Welche Kompetenzen sind im Feelgood Management gefragt?
Erfolgreiches Feelgood Management besteht aus produktiven Dialogen und der Entwicklung sowie Umsetzung hilfreicher Maßnahmen. Folgende Kompetenzen sind dabei wichtig:
- Fachkompetenz bezüglich der jeweiligen Branche bzw. des Unternehmens
- Konfliktlösungsmanagement
- Soziale Kompetenzen
- Kommunikationsstrategie
- Einfühlungsvermögen
- Kreativität
In Deutschland sind Feelgood Manager bislang hauptsächlich in großen Unternehmen zu finden. Das wird sich voraussichtlich in naher Zukunft ändern, da die Mitarbeiterbindung auch bei kleinen und mittleren Unternehmen eine bedeutende Rolle spielt. Die Ausbildung zum zertifizierten Feelgood Manager wird als Weiterbildung angeboten.