Wer ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz besitzt, kommt leichter durchs Leben, führt bessere Beziehungen und klettert müheloser auf der Karriereleiter empor. Und das Beste daran: Seine emotionale Intelligenz kann man gezielt trainieren.
Was ist emotionale Intelligenz?
Schon 1990 wurde die emotionale Intelligenz von den amerikanischen Psychologen Peter Salovey und John D. Mayer thematisiert. Richtig populär wurde der Begriff allerdings erst fünf Jahre später, als das Buch „EQ. Emotionale Intelligenz“ von Daniel Goleman erschien.
Im Wesentlichen besteht die emotionale Intelligenz aus der Fähigkeit, sich selbst und die eigenen Gefühle zu erkennen und zu managen – und diese Kompetenzen auch im Umgang mit anderen Menschen anzuwenden. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle, beispielsweise geht es um die Fragen:
- Wie ausgeprägt sind Mitgefühl und Menschlichkeit, Höflichkeit und Takt?
- Bin ich in der Lage, mich mitzuteilen und andere zu verstehen?
- Kann ich meine eigenen Gefühle erkennen, einordnen und beeinflussen?
- Sehe ich, was in anderen vorgeht, reagiere ich angemessen darauf?
- Kann ich mich selbst und andere motivieren?
Wichtig: Emotionale Intelligenz ist nicht etwa ein Gegenspieler oder gar Ersatz für den klassischen IQ. Schnelles Denken, Logik und Fachkompetenz haben durchaus ihren Stellenwert. Nur sind diese Fähigkeiten ohne emotionale Intelligenz in der Regel allenfalls die Hälfte wert.
Wozu braucht man emotionale Intelligenz?
Beispiel: Eine Führungskraft, der es an emotionaler Intelligenz mangelt, tut sich schwer damit, ihr Gegenüber einzuschätzen. So wird Nervosität beim Vorstellungsgespräch als Inkompetenz oder Schwäche interpretiert, anstatt die Stimmung gezielt aufzulockern, damit der Bewerber sich entspannt und aus sich herausgeht. Außerdem kann mangelnde emotionale Intelligenz im Management dazu führen, dass permanent die falschen Mitarbeiter eingestellt und die echten Perlen übersehen werden.
Ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz dagegen ist für die Karriere äußerst förderlich – und zwar in allen Positionen. Wer gut mit Menschen umgehen kann, sich in sie hineinversetzt und zugleich die eigenen Bedürfnisse im Auge behält, der hat es im Berufsleben fraglos leichter. Auch die Fähigkeit zur klaren Kommunikation ist von großem Vorteil: So wird durch emotionale Intelligenz Missverständnissen vorgebeugt und selbst Konflikte lassen sich auf produktive Weise lösen.
Was das Berufsleben erleichtert, ist auch im Privaten ein Gewinn. Emotionale Intelligenz führt zu harmonischen und stabilen Beziehungen im Familien- und Freundeskreis. Dazu braucht es Selbstreflexion und einen bewussten Umgang mit anderen. Wer beispielsweise seinen eigenen Ärger als solchen erkennt und mit ihm umgehen kann, der wird ihn kaum am Nächstbesten auslassen.
5 Bausteine der emotionalen Intelligenz
Laut Daniel Goleman besteht die emotionale Intelligenz aus fünf wesentlichen Kompetenzen. Zwar kommt jeder Mensch mit einer bestimmten Ausprägung dieser Fähigkeiten zur Welt, doch es ist möglich, sie gezielt zu trainieren.
1. Selbstwahrnehmung
Selbstwahrnehmung bedeutet, die eigenen Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche, Veranlagungen und Begabungen zu kennen. Dabei bezieht sich die Wahrnehmung sowohl auf den jetzigen Moment als auch auf das große Ganze. Beispiel: Wer stets verärgert ist, wenn er einen Auftrag vom Chef erhält, ist womöglich gar nicht für das Angestelltenverhältnis geeignet. Doch was hält ihn davon ab, sich selbstständig zu machen? Sind es falsche Glaubenssätze („… kann ich eh nicht“) oder was ist es? Durch Eigenbeobachtung und Hinterfragen wird das Bild klarer.
2. Selbstregulierung
Selbstregulierung meint einerseits, die eigenen Gefühle zu akzeptieren und richtig einzuordnen, also sich nicht von ihnen zu etwas hinreißen zu lassen, das man später bereuen müsste. Außerdem kann es durchaus um eine Regulierung im größeren Maß gehen. Etwa, wenn der unzufriedene Angestellte aus obigem Beispiel nach der Entlarvung seiner hemmenden Glaubenssätze beschließt, sich zunächst nebenberuflich selbstständig zu machen.
3. Motivation
Sich selbst und andere motivieren – das klappt am besten, wenn das Projekt einen grundlegenden Sinn bzw. ein Ziel hat. Sich in schwierigen Phasen daran zu erinnern, kann den nötigen Auftrieb geben, um zum Endspurt anzusetzen. Oder die Sache überhaupt erst anzugehen. Ebenso helfen auch durchdachte Konzepte und sinnvolle Strategien sowie das Unterteilen der Aufgabe in kleinere Häppchen.
4. Empathie
Einfühlungsvermögen heißt, zu erkennen, was den anderen umtreibt, wie er „gestrickt“ ist und den Menschen auch so zu akzeptieren. Darüberhinaus is es dann möglich, wertschätzend und konstruktiv mit den Äußerungen und Handlungen anderer umzugehen. Oftmals sind Menschen, die die Welt ganz anders sehen, sogar eine Inspiration und Bereicherung – und nicht etwa Leute, die man vom eigenen Weltbild überzeugen müsste.
5. Soziale Kompetenz
Eng gekoppelt mit der Empathie ist die soziale Kompetenz. Wer sein Gegenüber grundlegend akzeptiert, ist in der Lage, stabile Beziehungen aufzubauen und somit langfristig zu erhalten. Voraussetzung ist die Fähigkeit, klar zu kommunizieren, zuzuhören und eventuelle Missverständnisse zu klären. Außerdem kann der konstruktive Umgang mit Konflikten Beziehungen sogar stärken und die Beteiligten zusammenschweißen.
Emotionale Intelligenz entwickeln
Es lohnt sich und macht Spaß, seine emotionale Intelligenz zu trainieren. Die ersten Ergebnisse zeigen sich schon bald in Form von besserem Verständnis anderer Menschen, weniger schlechter Stimmung und einem harmonischen Miteinander.