Wer ernsthaft über einen Hund in seinem Büro nachdenkt, sollte sich vorher mit ein paar grundsätzlichen Fragen und den Antworten darauf beschäftigen. Schließlich soll es allen dabei gut gehen: dem Hund und den Menschen im Büro.
Der Bürohund: Sympathieträger oder Störfaktor?
Ob Anwaltskanzlei, Architekturbüro oder sogar in Behörden: Besucher erleben es seit einiger Zeit häufiger, dass sie außer von ihrem Gesprächspartner noch von einem schwanzwedelnden Hund begrüßt werden. Auch im Internet setzen Websites von Unternehmen zunehmend auf den Sympathieträger Hund: Scrollt der Seitenbesucher bei der Teamvorstellung nach unten, taucht dort öfters ein Mitarbeiter in Hundegestalt auf. Es erscheint ein Labrador namens Titus als CoF = Chief of Fun oder die Chihuahuadame Lilli als Harmoniebeauftragte.
Das kommt gut an. Für viele Menschen haben längst nicht nur Hunde ihren einstigen Status als Haustiere gegen den von Familienmitgliedern eingetauscht. Da ist der Weg zum Hund als ständiger Begleiter im Büro nur ein logischer weiterer Schritt. Aber lenkt ein Hund im Büro nicht doch vor allem ab oder stört er sogar?
Erfahrungen zeigen, dass ein neuer Hund im Büro durchaus erst einmal Ablenkung von der Arbeit bedeutet. Aber gilt das nicht auch für neue Mitarbeiter allgemein und ebenso für neue Arbeitsmittel und Arbeitsmethoden? Meistens dauert es nicht lange, und alle haben sich an den Bürohund gewöhnt und seine Anwesenheit in ihren beruflichen Alltag integriert. Sie möchten ihn gar nicht mehr missen. Der Hund im Büro sorgt für Entspannung und ein gutes Betriebsklima. Als Störenfried wird er kaum wahrgenommen. Bürohunde reduzieren Stress und fördern nachweislich die Gesundheit.
Wie ein Bürohund positiv die Gesundheit beeinflusst
In einem Büro mit Hund arbeitende Menschen und außerdem durchgeführte medizinische Untersuchungen bestätigen, dass ein Bürohund gesundheitsfördernde Effekte mit sich bringt. Insbesondere Stress und psychische Beeinträchtigungen bis hin zum Burn-out treten seltener beziehungsweise schwächer auf, wenn sich im Büro regelmäßig ein Hund aufhält. Das lässt sich sogar medizinisch begründen:
Die Interaktionen mit dem Hund von Blicken über Streicheln bis hin zum Spiel regen die Produktion von Oxytocin an, welches als sogenanntes Bindungs- oder Kuschelhormon bekannt ist – zum Beispiel zwischen Mutter und Kind oder bei einem Liebespaar. Im Büro wirkt sich der angehobene Oxytocinspiegel positiv auf den sozialen Umgang und die Zusammenarbeit aus. Außerdem begünstigt Oxytocin die Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz sowie der Hormone Cortisol und Insulin. Damit wirkt Oxytocin dem sonst häufig beklagten Ansteigen der Werte durch eine überwiegend sitzende Tätigkeit entgegen. Ein häufig erhöhter Insulinspiegel kann zur Insulinresistenz und Entwicklung eines Diabetes führen. Cortisol ist auch als schädliches Stresshormon bekannt. Sogar die Risiken für Herzinfarkte und Schlaganfälle nehmen statistisch bei der Anwesenheit von Bürohunden ab.
Wie alle Hunde muss auch ein Bürohund gelegentlich Gassi gehen. Abwechselnde Ausführrunden mit dem Hund verschaffen Mitarbeitern zusätzlich Bewegung und kurze, aber erholsame Auszeiten.
Allgemein verbessern sich die Arbeitseffizienz und das gesamte Betriebsklima durch einen Bürohund. Entsprechend sinken krankheitsbedingte Fehlzeiten und somit die Personalkosten.
Profitiert auch der Hund?
Bei einem Bürohund handelt es sich oft um den Hund eines Mitarbeiters, den dieser tagsüber zu Hause alleinlassen möchte. Natürlich fühlt sich ein Hund in der Nähe seines Herrchens oder Frauchens viel wohler als stundenlang allein in der Wohnung. Als Rudeltier wird sich ein Hund zudem ins neue „Bürorudel” leicht integrieren und wohlfühlen. Dennoch benötigt ein Bürohund ein paar tiergerechte Extras:
- Näpfe für Futter und Wasser
- Leckerlis
- Spielzeug
- Schlafplatz
Für den Kollegen Hund darf Büroschlaf kein Tabu sein. Das Tier benötigt neben aller Freude an und mit ihm unbedingt auch einen jederzeit erreichbaren Rückzugsort. Ist alles vorhanden, wird aus der Anwesenheit des Bürobundes eine Win-win-Situation für alle.
Was ist vor dem Einzug eines Bürohundes zu beachten?
Einfach so den Hund ins Büro mitbringen ist keine gute Idee. Nicht nur der Chef, sondern auch die Kollegen möchten vorher um ihr Okay zum künftigen Bürohund gebeten werden. Ein Hund eignet sich nur dann fürs Büro, wenn er gut erzogen und kein Kläffer ist sowie phasenweise für sich sein kann. Bewährt hat sich eine persönliche Vorstellung des Hundes.
Zu klären ist außerdem die Frage, ob jemand allergisch auf Hunde reagiert. Einige Menschen haben zudem Angst vor Hunden. Letztere lässt sich übrigens durch ein gezieltes Training zur Angstbewältigung überwinden.
Geben Chef und Kollegen grünes Licht für den Bürohund, empfiehlt sich neben den üblichen Impfungen der Abschluss einer Tierhalterhaftpflichtversicherung.
Das Thema Bürohund führte sogar zur Gründung vom Bundesverband Bürohund e. V., der zusätzlich zu vertiefenden Informationen verschiedene Programme zur Integration des Bürohundes und für Unternehmen mit Bürohund anbietet.